Wunderschöne Weihnachtszeit: 22.Dezember

NEUES ENTSTEHT

Warum tut Gott denn nichts? Manchmal denke ich das, wenn ich die Tagesschau sehe. So viel Elend und Verzweiflung. Warum tut Gott denn nichts? In der Kinderkirche beten Kinder, dass ihr Vater aufhört zu trinken. Aber nichts geschieht. Ist es ihm egal, wie ängstlich und traurig sie sind?

Es ist schwer zu verstehen, dass Gott nicht eingreift, dass er die Welt nicht verändert. Besser macht.

Aber nun erzählt mir eine Woche vor Weihnachten die Bibel eine Geschichte, in der Gott eingreift. Allerdings nicht so, dass er die anderen verändert. Es ändert sich auch nicht alles mit einem Schlag. Nur eine junge Frau verändert sich. Genauer gesagt – sie wird verändert. Von Gott. Für sie und bei ihr verändert sich alles. Und genau da fängt dann etwas ganz Neues an.

Die Geschichte ist heute in den evangelischen Gottesdiensten für die Predigt vorgesehen. Zu Maria, einer sehr jungen, unverheirateten Frau kommt ein Engel. Ein Bote von Gott. Er kündigt ihr an, dass sie ein Kind auf die Welt bringen wird. Ein Gotteskind. Den Sohn Gottes. Den Heiland, auf den alle warten und der alles verändern und die Welt zu einem besseren Ort machen wird.

Und Maria? Maria lässt sich vom Engel etwas sagen. Sie sagt nicht: Such dir eine andere! Eine, die verheiratet ist, für die das normal ist, ein Kind zu kriegen. Nimm eine, die so einem wichtigen Kind eine ordentliche Familie bieten kann und eine angemessene Erziehung. Maria antwortet nicht: Ich habe andere Pläne, ich kann das nicht, und was werden die Leute sagen. Könnte man ja verstehen in so einer Situation. 

Maria sagt nicht, warum gerade ich. Sie sagt: „Es soll an mir geschehen, wie Du gesagt hast!“ Natürlich hat sie sich gefragt, wie das sein kann, wo sie doch mit keinem Mann geschlafen hat. Aber dann merkt sie: Auch so eine Frage heißt im Grunde bloß: Das kann ja gar nicht sein. Lass mich in Ruhe mit dem Gerede.

Es geht in dieser Geschichte nicht um Biologie. Die Geschichte will nur eins. Sie will sagen: Hier begreift eine junge Frau, wenn sich die Welt verändern soll, dann muss auch ich mich auf etwas einlassen, von dem ich noch nicht weiß, wie es wird. Dazu sagt sie Ja. Und dann ändert sich die Welt. Dann bringt sie ein Kind zur Welt, das die Menschen verändert. Längst nicht alle. Längst nicht alle sind so mutig wie diese Maria. Aber viele. Immerhin. Und wo Menschen sich verändern lassen von diesem Kind, da verändert sich die Welt. Nicht überall – leider. Aber doch hier und da.

Da setzen Menschen sich für den Frieden ein. Da helfen sie den Opfern. Und die Kinder, deren Vater zu viel trinkt? Die finden hoffentlich jemanden, der sich um sie kümmert und sie tröstet. Damit sie nicht allein sind mit ihrem Kummer.

(Kirche im SWR, von von Dr. Lucie Panzer, Stuttgart, Evangelische Kirche)

Hier findet ihr meinen gesamten Adventskalender: Wunderschöne Weihnachtszeit

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