Scheidung, verletzte Gefühle und die gemeinsamen Kinder

Vor einigen Tagen habe ich auf dem Stiefmutter Blog von Autorin Susanne Petermann folgenden Link gelesen:

Was vom Patchwork übrig bleibt

Der Artikel hat mich gleichermaßen berührt und traurig gemacht, aber auch echt schockiert. Denn soweit hatte ich auch noch nie gedacht. Das Thema Patchwork ist mir nicht fremd und ich beschäftige mich oft damit.Die Folgen von Scheidungen und Trennungen machen mich einfach nur traurig.

Einige Stars leben uns ein Leben der glücklichen Patchworkfamilie vor. Irgendwie kann ich nicht glauben, dass das wirklich so sein soll. In meinem Leben kenne ich keine einzige Patchworkfamilie, in der es keine Probleme gibt. Natürlich gibt es in jeder Familie Probleme und auch mal Streit, aber in einer Patchworkfamilie gibt es zusätzliche, ganz spezielle Probleme.

Ich habe mir schon mal vorgestellt, wie es für mich wäre, wenn mein Mann mich verlassen würde. Zum Glück besteht da keine Gefahr, aber wenn es so wäre würde es mir den Boden unter den Füßen wegziehen. Ich liebe meinen Mann und ein Leben ohne ihn, könnte ich nicht ertragen. Wir sind eine Familie und gehören zusammen.

Für mich verschwindet Liebe nicht einfach, ich denke wenn man sich mal geliebt hat bleibt das so, nur das die Liebe unter einem Berg von Missverständnissen, Fehlern und falschen Erwartungen begraben wird. Um die Liebe da wieder herauszubekommen bedarf es viel Anstrengungen, Demut, Kompromisse und Veränderungen, aber auf beiden Seiten.

Ich finde bevor man sich trennt muss man alles versucht haben. Das hat man sich doch versprochen, und den eigenem Kind oder Kindern sollte man das auch versprechen.

Heutzutage gibt es die Möglichkeit zu einer Eheberatung zu gehen, da gibt es sogar viele kostenlose Angebote bei Diakonien zum Beispiel. Eine Eheberatung in Anspruch zu nehmen ist keine Schwäche, sondern Stärke. Denn damit zeige ich, dass mir meine Ehe wichtig ist und ich mich anstrengen möchte diese zu erhalten. Eine Eheberatung funktioniert aber nur, wenn beide sich öffnen und nicht nur die Fehler dem anderen zuschieben.

Es gibt außerdem viel Literatur, und auch im Internet kann man hilfreiche Texte finden.
Vielleicht gibt es auch einen Freund, oder Familienangehörige, die zuhören und ohne auf einer Seite zu stehen hilfreiche Tipps geben können.

Wenn der Partner dann trotzdem geht ist das für den Verlassenen der Supergau. Er fühlt sich weggeschmissen, einsam und vielleicht betrogen. Aber geht es dem der gegangen ist besser? Nicht wirklich, denn der Schritt zum Gehen kommt selten von heute auf morgen. Der Prozess dauert und ist auch schmerzhaft. Beide sind emotional am Boden, wobei bei dem Verlassenen ja jetzt der Prozess erst beginnt und sehr weh tut.

Wie leicht ist es da, die ganze Wut und Hilflosigkeit vor dem Kind herauszulassen: der böse Papa hat UNS verlassen.

Da sage ich entschieden NEIN ! Papa und Mama haben es beide nicht geschafft ihre Ehe zu retten.
Wenn die getrennten Eltern jetzt die Probleme der Paarebene auf die Elternebene bringen werden die Kinder zu den Opfern ! Und das darf nicht passieren. Es ist klar, dass Eltern Menschen sind und die Kinder auf jeden Fall spüren werden was los ist und das es den Erwachsenenen nicht gut geht. Das ist unvermeidlich. Eltern sollten ja auch authentisch bleiben, aber die Gefühle dürfen nicht überhand nehmen. Kinder müssen Kinder bleiben dürfen, und nicht die Aufgaben des Ehepartners übernehmen müssen und sie dürfen nicht benutzt werden um den Expartner etwas auszuwischen.

Das Kind liebt beide Elternteile bedingungslos und möchte mit beiden Zeit verbringen und gesehen werden.Ohne Eifersucht, ohne Vorhaltungen und ohne Manipulationen.

Ich kann mir gut vorstellen, wie schwer das sein muss. Erst recht wenn der Expartner einen neuen Partner hat.

Es ist schlimm genug für die Kinder, wenn Eltern sich trennen, aber noch schlimmer ist es, wenn sie einen Elternteil verlieren, weil der andere es so will.

In den meisten Fällen bleiben die Kinder bei der Mama, und egal wie verletzt sie ist und wie schwer es ist, hat sie meiner Meinung nach die Pflicht das Kind zu ermutigen und zu motivieren zum Papa zu gehen. Dabei gilt aber zu bedenken, dass Kinder sehr, sehr feine Antennen haben. Kinder spüren jedes Gefühl, jedes nicht gesagte Wort. Sie spüren ganz genau, wenn Mama sagt: Geh ruhig zu Papa., aber eigentlich meint: Bleib bei mir ! (egal ob sie sich dann einsam fühlt, oder ob noch Wut im Bauch ist)

Darüber schreiben geht recht gut, aber das geschriebene in die Tat umsetzen ist schwer.
Wie also schafft man es eine Scheidung zu verarbeiten und trotzdem den Kindern gute Eltern zu sein?

Ich denke, dass geht nur wenn man sich die Zeit nimmt zu verarbeiten, entweder alleine oder wer es schafft zu zweit. Es gibt da zum Beispiel ein hilfreiches Buch: Trennung in Liebe ... damit Freundschaft bleibt.

Wichtig ist zu reflektieren, nicht nur die Schuld des anderen zu sehen, sondern auch den eigenen Anteil. In einer Ehe machen in der Regel beide Fehler. Und dann kommt der nächste Schritt, dem Partner verzeihen und sich selbst auch.

Erst dann ist man meiner Meinung nach in der Lage seine Kinder zum Expartner gehen zu lassen.
Wenn man das alleine nicht schafft kann man sich auch da in einer Therapie helfen lassen.

Das Wohlergehen und die Gefühle der Kinder stehen an erster Stelle.

Mir ist klar, dass ich hier alles im Grunde nur angerissen habe, denn all das ist ein riesiges komplexes Thema. Jede Ehe, jede Trennung ist ganz individuell.Da gibt es kein schwarz-weiß.
Mir ist das Thema wichtig, deswegen habe ich mich herangewagt, möchte aber betonen, dass ich hier nicht mit dem Zeigefinger auf jemandem zeigen möchte. Das hier soll nicht als Strafpredigt gelesen werden sondern als Anregung.

Ich weiß: Verletzte Gefühle sind schwer zu bändigen.

Ich bin Christ und für mich ist eine Ehe etwas schönes, wunderbares..ich übernehme Verantwortung für meinen Mann und nun auch für unsere Kinder. Beziehungen sind bereichernd aber oft auch herausfordernd. Ich wünsche euch, egal wo ihr gerade steht, dass ihr immer die Kraft habt neue Herausforderungen anzunehmen und zu meistern.




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